Ständige Erschöpfung kann sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben. Häufige Auslöser sind:
Chronischer Stress im Beruf oder Alltag
Schlafstörungen wie Schlafapnoe
Psychische Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen
Hormonelle Störungen, z. B. Schilddrüsenunterfunktion
Infektionen oder Postvirale Zustände, z. B. nach Pfeiffer-Drüsenfieber
Long Covid Müdigkeit, also eine anhaltende Erschöpfung nach einer Corona-Infektion
Immer müde trotz Schlaf: Wann wird Müdigkeit krankhaft?
Müdigkeit an sich ist keine Krankheit, sondern ein natürliches Warnsignal des Körpers. Problematisch wird sie dann, wenn sie sich auch nach ausreichendem Schlaf nicht bessert und täglich auftritt. Wenn man also immer müde trotz Schlaf ist, sollte man aufmerksam werden. Hier kann eine einfache Blutuntersuchung beim Hausarzt erste Hinweise auf Eisenmangel, Vitamin-D-Mangel oder andere Stoffwechselstörungen liefern.
Aber nicht immer reicht ein einfacher Bluttest. Bleibt die Ursache unklar, sollte man tiefer nachforschen und eventuell einen Spezialisten für Erschöpfung aufsuchen.
Was hilft bei chronischer Erschöpfung?
Die Behandlung richtet sich stark nach der jeweiligen Ursache. Einige allgemeine Maßnahmen, die helfen können, sind:
Regelmäßige Schlafenszeiten und ein strukturierter Tagesrhythmus
Reduktion von Stress, z. B. durch Achtsamkeit – Yoga, Meditation, Atemübungen
Moderate Bewegung, angepasst an die körperliche Belastbarkeit
Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist
Therapie von Grunderkrankungen, z. B. Schilddrüsenprobleme oder Depressionen
Bei ME/CFS ist die Situation komplexer. Klassische Aktivierungsstrategien wie Sport können bei diesen Patienten kontraproduktiv sein. Hier ist Pacing – also das Einteilen der eigenen Energie – ein zentraler Therapieansatz. Medikamente gegen einzelne Symptome (z. B. Schmerzmittel, Schlafhilfen) können ergänzend eingesetzt werden, aber eine Heilung gibt es bislang nicht.
Hausarzt für ME/CFS: Erste Anlaufstelle bei chronischer Müdigkeit
Der Hausarzt bleibt für viele Betroffene die erste Anlaufstelle. Ein Hausarzt für ME/CFS sollte sensibilisiert für das Thema sein und im Idealfall Erfahrung im Umgang mit chronischer Müdigkeit besitzen. Leider mangelt es in Deutschland derzeit an flächendeckender Versorgung. Es gibt nur wenige spezialisierte Kliniken, etwa in Berlin (Charité Fatigue Centrum) oder München (MRI Chronische Fatigue Centrum).
Betroffene sollten ihre Symptome genau dokumentieren und gezielt ansprechen, wenn sie medizinische Hilfe suchen. Dabei kann ein Symptomtagebuch helfen. Eine frühe Diagnosestellung ist wichtig, um unnötige Therapieversuche und Frustration zu vermeiden.
Spezialist für Erschöpfung: Wann ist ein Facharzt gefragt?
Wenn die Beschwerden über Monate bestehen und keine klare Ursache gefunden wird, sollte ein Spezialist für Erschöpfung einbezogen werden. Je nach vermuteter Ursache kann das ein Neurologe, Internist, Endokrinologe oder ein auf ME/CFS spezialisierter Arzt sein. Auch psychosomatische Kliniken oder Rehazentren mit Erfahrung im Umgang mit chronischer Erschöpfung können hilfreich sein.
Zudem bieten einige Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS hilfreiche Informationen, Anlaufstellen und Austauschmöglichkeiten.
Fazit: Chronische Müdigkeit ernst nehmen
Warum bin ich immer müde? Diese Frage kann viele Antworten haben. Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen und gemeinsam nach Ursachen und Lösungen zu suchen. Ständige Erschöpfung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis, dass der Körper Hilfe braucht. Mit der richtigen Diagnostik und individuellen Maßnahmen kann vielen Betroffenen geholfen werden – auch wenn es manchmal Geduld braucht.